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Fehlende Geruchswahrnehmung

Synonyme: Anosmie, fehlender Geruchssinn

Allgemeines

Anosmie, Riechsinnzellen werden von Geruchsstoffen angeregt, Riechnervenfasern
Anosmie, detaillierte Darstellung der Funktionsweise des Geruchssinns, Riechsinnzellen

Eine Anosmie bezeichnet das völlige Fehlen der Geruchswahrnehmung.

Die Riechzellen befinden sich in einem kleinen Areal im Nasendach. Sie sind die Rezeptoren für sämtliche Gerüche um uns herum. Gerüche bestehen aus kleinen Gasteilchen, die durch das Einatmen in die Nase zu den Riechzellen gelangen und diese reizen. Von dort werden die angekommenen Signale über die Riechnerven bis ins Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn wandelt diese Informationen in eine bestimmte Geruchswahrnehmung um. Dieser Gehirnteil ist auch für die Erinnerung und für Emotionen zuständig. Deshalb können Gerüche gute oder auch unangenehme Gefühle wie Wohlbehagen oder Ekel auslösen. Gerüche können jedoch auch Warnsignale sein, die auf verdorbenes Essen, Feuer oder giftige Dämpfe aufmerksam machen.

Der Mensch ist in der Lage, ca. 10.000 verschiedene Gerüche zu erkennen und voneinander zu unterscheiden.

Der Geruchssinn ist zudem am Geschmackssinn beteiligt. Isst man zum Beispiel ein Stück Schokolade und hält sich dabei die Nase zu, so wird nur die "Süsse" geschmeckt, nicht aber das typische Schokoladenaroma. Der typische Geschmack von Speisen und Getränken ist also eine Empfindung, welche auch über den Geruchssinn vermittelt wird.

Die Anosmie kommt nicht selten vor. Schätzungsweise erkranken jährlich mehrere Zehntausend Menschen daran. Ausserdem ist bekannt, dass das Riechvermögen mit zunehmendem Alter, besonders aber nach dem 60. Lebensjahr, nachlässt. Frauen sind in der Regel geruchsempfindlicher als Männer. Auch das Rauchen führt zu einer Abnahme des Riechvermögens, was sich allerdings nach Einstellung des Rauchens wieder bessern kann.

Die Anosmie kann nach verschiedenen Kriterien unterschieden werden. Es gibt eine totale Anosmie, bei welcher der gesamte Riechsinn ausgefallen ist und keine Gerüche mehr wahrgenommen werden können. Bei der so genannten selektiven Anosmie können nur bestimmte Gerüche nicht mehr empfunden werden.

Je nach Ort der Schädigung wird zudem eine periphere von einer zentralen Anosmie unterschieden. Liegt eine periphere Anosmie vor, sind die Riechzellen in der Nase geschädigt. Im Unterschied dazu liegt der Schaden bei einer zentralen Anosmie im Gehirn. Je nach der Ursache der Anosmie kann die Beeinträchtigung der Geruchswahrnehmung nur vorübergehend anhalten oder über lange Zeit bestehen bleiben.

Symptome

Je nach Art der Riechstörung entstehen einerseits ganz verschiedene Symptome, die sich anderseits je nach der Ursache unterschiedlich schnell entwickeln. Wenn gleichzeitig eine Behinderung der Nasenatmung besteht, wird der Luftstrom durch die Nase eingeschränkt. Die den Geruch vermittelnden Gasteilchen gelangen in dem Fall nur zum Teil oder gar nicht zu den Riechzellen.

Sind die Riechzellen selbst geschädigt, beklagen die Betroffenen ein beidseitiges Nachlassen des Riechvermögens oder auch ein "Fehlriechen". In anderen Worten bedeutet dies, dass eine zentrale Schädigung im Bereich des Gehirns bei den betroffenen Personen zu einem beidseitigen, meist langsamen Nachlassen des Riechvermögens sowie zu einer als unangenehm empfundenen Geruchstäuschung führt.

Die eingeschränkte Geruchswahrnehmung führt zudem bei einigen der Betroffenen zu einer Appetitlosigkeit, da die Geschmackswahrnehmung ja ebenfalls betroffen ist. In Extremfällen kann die Anosmie zu einer depressiven Verstimmung führen oder zu einem ernsthaften sozialen Problem werden, da die Betroffenen ihren eigenen Körpergeruch nicht mehr wahrnehmen können. Zudem sind diese Personen auch einer gewissen Gefahr ausgesetzt, da beispielsweise Brandgerüche oder der Geruch von giftigen Gasen unbemerkt bleiben.

Ursachen

Die Ursachen einer Anosmie sind sehr vielfältig. Bei einigen Menschen ist dieses Phänomen angeboren. Meistens verursachen aber verschiedene Ereignisse die Geruchsstörung. Die häufigsten Auslöser sind eine Erkältung, Grippe, Schleimhautschwellungen aufgrund von Allergien, Nasenpolypen oder Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Diese Erkrankungen führen durch eine Schädigung der Riechschleimhaut oder der Riechzellen zu der Geruchsstörung.

Aus demselben Grund zählen auch bestimmte Chemikalien und Medikamente sowie ein Missbrauch von Nasensprays zu den Ursachen.

Auch ein schwerer Unfall mit Schädelverletzung kann dieselben Symptome hervorrufen, wenn die Nervenverbindungen, welche die Geschmackszellen mit dem Geschmacksnerven verbinden, zerreissen.
Zudem können der Ansomie auch chronische Erkrankungen, wie beispielsweise eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), die Parkinson-Krankheit oder eine Alzheimer-Erkrankung zugrunde liegen.

Es ist grundsätzlich jedoch wichtig zu wissen, dass die Geruchsempfindung im Rahmen vom natürlichen Alterungsprozess abnehmen kann, ohne dass eine Krankheit vorliegt oder ein Unfall ursächlich daran beteiligt ist.

Diagnose

Um den Zustand der Nase und der Nasenschleimhaut zu untersuchen, führt der Arzt eine Nasenspiegelung durch, die in der Fachsprache auch Rhinoskopie genannt wird. Hierbei wird mit Hilfe einer starren oder biegsamen Röhre mit eingebauter Lichtquelle und Kamera, dem so genannten Nasenendoskop, das Naseninnere und die Beschaffenheit der Nasenschleimhaut beurteilt. Entzündungen und Nasenpolypen sind so zum Beispiel gut zu erkennen.

Die Diagnostik umfasst unter anderem auch eine Prüfung des Geruchsinns. Es werden so genannte Riechtests durchgeführt, in denen der Arzt zum Beispiel prüft, in welcher Konzentration ein Duftstoff von den Betroffenen noch wahrgenommen wird. Andere Tests prüfen, ob bestimmte Duftstoffe überhaupt erkannt werden. Hierbei fordert man die Personen auf, Stoffe mit charakteristischen Gerüchen zu identifizieren (z.B. Pfefferminz, Kaffee, Nelkenöl), die jedem Nasenloch unter Verschluss des anderen Nasenlochs separat angeboten werden. Als Ergebnis erhält der Arzt subjektive Aussagen der betroffenen Personen.

Eine objektive Messung ist ebenfalls möglich. Hierbei werden nach Reizung des Geruchssinnes mit Duftstoffen die dadurch ausgelösten Hirnströme gemessen und festgehalten. Dieses Verfahren wird elektrische Reaktionsolfaktometrie genannt.

Besteht der Verdacht auf eine zentrale Anosmie, kann auch mit Hilfe von bildgebenden Verfahren, wie beispielsweise der Computertomographie und der Magnetresonanztomographie, nach der Ursache gesucht werden. Es handelt sich bei beiden Verfahren um Untersuchungen, die Schnittbilder des Kopfes herstellen und so krankhafte Prozesse sehr sicher nachweisen lassen.

Therapie

Die Behandlung von Riechstörungen ist nicht immer ganz einfach, und manchmal verschwindet die Störung von alleine wieder.

Leiden die Betroffenen jedoch an einer Nasenschleimhautentzündung mit unterschiedlichen Ursachen, an Nasenpolypen oder auch an einer Nasennebenhöhlenentzündung, bessert sich der Geruchssinn meist wieder deutlich, wenn diese auslösenden Erkrankungen selbst behandelt wurden. Ist ein Medikament verantwortlich für die Riechstörung, sollte dieses wenn möglich abgesetzt und durch ein anderes ersetzt werden.

Wenn die Anosmie jedoch länger als ein Jahr andauert, oder wenn sie durch einen Unfall oder eine Grippe ausgelöst wurde, sind die Riechzellen oft schon stark geschädigt. Deshalb ist ein Wiedererlangen des Geruchssinns in diesen Fällen oft nahezu unmöglich.

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Anosmie, Riechstörung, fehlender Geruchssinn, fehlende Geruchswahrnehmung, fehlendes Riechvermögen
ICD-10:R43.0
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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