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Kehlkopflähmung

Synonyme: Laryngoparalyse, Lähmung der Kehlkopfmuskulatur

Allgemeines

Unter einer Kehlkopflähmung versteht man eine teilweise oder auch vollständige Lähmung der gesamten Kehlkopfmuskulatur. Dadurch bedingt besteht gleichzeitig eine ein- oder beidseitige Fehlstellung der Stimmbänder. Die Stimmbänder sind in ihrer Bewegung eingeschränkt. Die medizinischen Fachausdrücke für eine Kehlkopflähmung sind Laryngoplegie oder Laryngoparalyse.
Die häufigste Ursache für eine Kehlkopflähmung ist die Schädigung eines bestimmten Nervs, der für die Beweglichkeit der Kehlkopfmuskeln verantwortlich ist. Dieser Nerv heisst Nervus laryngeus recurrens. Der Nervenabschnitt, der sich direkt am Kehlkopf befindet, wird als Nervus laryngeus inferior bezeichnet, wobei eine Lähmung dieses Nervs im Allgemeinen nur Recurrenslähmung genannt wird. Eine solche Schädigung oder Verletzung kann zum Beispiel durch eine Schilddrüsenoperation sowie durch Spiegelungen des Kehlkopfes oder Tumorerkrankungen und Entzündungen in diesem Bereich hervorgerufen werden. Auch Verletzungen des Halses oder ein Schlüsselbeinbruch können dafür verantwortlich sein.

Weniger häufig ist eine direkte Schädigung der Kehlkopfmuskeln ohne Nervenbeteiligung, wie sie durch Entzündungen, Verletzungen oder auch durch Vernarbungen nach einer Strahlentherapie im Rahmen eines Krebsleidens hervorgerufen werden kann.

Ein weiterer Nerv, der den Kehlkopf versorgt, ist der Nervus laryngeus superior. Dieser ist verantwortlich für das reflektorische Schliessen des Kehlkopfes bei Kontakt mit Flüssigkeiten. Ausserdem sorgt er für den Hustenreflex beim "Verschlucken".

Wissenswertes über den Kehlkopf und die Stimmbänder

Kopf und Hals mit Kehlkopf

Der Kehlkopf trennt die Atemwege von den Speisewegen. Er setzt sich aus insgesamt vier Knorpelteilen zusammen, die durch Muskeln und Bändern zusammengehalten werden. Ein Knorpelstück ist der so genannte "Adamsapfel", der sich besonders bei Männern von aussen gut ertasten lässt. An bestimmten Knorpelanteilen sind die Stimmbänder befestigt, die durch Luftströme in Schwingung geraten und auf diese Weise die Stimmbildung möglich machen. Der Kehldeckel - auch Epiglottis genannt - verschliesst den Eingang zum Kehlkopf beim Schlucken, damit die Speisen nicht in die Luftwege gelangen, sondern in die angrenzende Speiseröhre.

Stimmbänder, Funktion der Stimmbänder, Erzeugung von Tönen

Die Stimmlippen, welche neben den Stimmbändern auch die für die Beweglichkeit der Stimmbänder verantwortlichen Stimm-Muskeln enthalten, befinden sich am oberen Ende der Luftröhre im Kehlkopf. Beim Ausatmen bringt die Luft die Stimmbänder zum schwingen, wodurch auch die Luft im Brustkorb, im Kehlkopf, im Mund sowie in der Nase zum Schwingen gebracht wird. Dadurch entstehen Schallwellen, die als Töne - also als Stimme hörbar werden.

Abhängig von der Stellung und Spannung der Stimmbänder werden unterschiedliche Töne, also hohe oder tiefe Töne, erzeugt. Sind die Stimmbänder locker und entspannt, entsteht ein tiefer Ton. Wenn sie aber fest und angespannt sind, entsteht ein hoher Ton. Da die Stimmbänder eines Erwachsenen länger und insgesamt grösser sind als die der Kinder, klingt die Stimme von Erwachsenen tiefer als eine Kinderstimme.

Stimmbänder alleine können nur Töne erzeugen. Für die Sprache, das heisst für die Bildung von Wörtern und Sätzen sind zusätzlich die Zunge und die Lippen unbedingt notwendig.

Das Innere des Kehlkopfes ist mit Ausnahme der beiden Stimmlippen und der Oberfläche des Kehldeckels mit der typischen Schleimhaut der Luftwege, dem so genannten Flimmerepithel, ausgekleidet. Die Zellen haben auf ihrer Oberfläche so genannte Flimmerhärchen, die zum Beispiel Staubpartikel in Richtung Mund und Nase befördern. Die Stimmlippen und die Oberfläche des Kehldeckels jedoch sind mit einer Schleimhaut überzogen, die sich auch in der Mundhöhle findet.

Symptome

Die Beschwerden der betroffenen Personen richten sich nach dem Schweregrad der Nervenschädigung. Ist nur eine Seite des Kehlkopfes gelähmt, entwickelt sich eine mehr oder weniger starke Heiserkeit. Diese Heiserkeit kommt zustande, weil das dadurch betroffene und gelähmte Stimmband unbeweglich in seiner Stellung verharrt.

Das bedeutet auch, dass die Stimmritze nicht mehr vollständig geschlossen werden kann, so dass der Hustenstoss abgeschwächt ist. Beim Einatmen bewegt sich das gesunde Stimmband jedoch noch ausreichend weit nach aussen, so dass im Allgemeinen keine Atemnot besteht, jedoch ein pfeifendes Atemgeräusch entstehen kann.

Gefährlich wird es, wenn der Nervus laryngeus recurrens beidseitig geschädigt ist. Weil dann die Stimmbänder näher zusammen liegen, klingt die Stimme meist besser als bei der einseitigen Lähmung. Allerdings bleibt die Stimmritze auch beim Einatmen so eng, dass Atemprobleme in unterschiedlicher Ausprägung bis hin zur akuten Atemnot auftreten können. Diese Verengung verursacht auch ein hörbar pfeifendes Atemgeräusch.

Sowohl bei der einseitigen als auch bei der beiseitigen Lähmung der Stimmbänder leiden die Betroffenen zudem häufig an einem lästigen Reizhusten. Sind ausser dem Nervus laryngeus recurrens noch andere Nerven geschädigt, kann es zu weiteren Symptomen wie zum Beispiel Schluckstörungen kommen. Dabei ist es möglich, dass Nahrung oder Speichel in die Luftröhre gelangen, was zu einer schweren Lungenentzündung (Aspirationspneumonie) führen kann.

Diagnose

Kehlkopfspiegelung bei einer Kehlkopflähmung, Laryngoskopie bei einer Kehlkopflähmung

Meist weist schon die Schilderung der oben beschriebenen Beschwerden auf eine Kehlkopflähmung hin. Da sich die Stimmbänder im Kehlkopf befinden, wird eine Kehlkopfspiegelung, in der Fachsprache auch Laryngoskopie genannt, durchgeführt, um den Verdacht auf eine Kehlkopflähmung zu erhärten. Dabei sitzt der Arzt mit einem Stirnreflektor vor der betroffenen Person. Durch diesen Stirnreflektor wird das Licht der Untersuchungslampe verstärkt und auf einen löffelförmigen Spiegel gelenkt. Diesen führt der untersuchende Arzt durch den Mund in den Rachen ein und kann so den Kehlkopf mit den Stimmbändern einsehen. Fehlstellungen der Stimmbänder sind hierbei sichtbar.

Eine weitere Untersuchungsmethode ist die Stroboskopie. Mit ihr können schnelle periodische Bewegungsabläufe, wie zum Beispiel die Stimmlippenschwingungen, sichtbar gemacht werden. Der Arzt beobachtet dabei die Beweglichkeit und den Bewegungsablauf der Stimmlippen.

Da eine Kehlkopflähmung häufig durch eine Schädigung des oben beschriebenen Nervus laryngeus recurrens verursacht wird, können zusätzlich Nerven-Funktionstests durchgeführt werden, die dies aufdecken.

Mit bildgebenden Untersuchungsverfahren wie der Computertomographie oder der Magnetresonanztomographie - kurz MRI genannt - können zudem beispielsweise Tumoren entdeckt werden, falls solche zur Kehlkopflähmung geführt haben.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Kehlkopflähmung und natürlich nach der ursächlichen Grunderkrankung.

Bei einer einseitigen Lähmung bietet sich ein frühzeitiger Beginn einer Sprachtherapie - in der Fachsprache Logopädie genannt - an, um die entstandene Heiserkeit zu behandeln. Durch eine gute Sprachtherapie ist es sogar möglich, das gesunde Stimmband in seiner Beweglichkeit soweit zu trainieren, dass es sich dem gelähmten fast vollständig annähern kann. Neben der Stimmübungstherapie kann auch durch eine Elektrotherapie der beschädigten Nerven deren Funktion verbessert und dadurch die Stimme kräftiger werden.
Generell sollte die Stimme jedoch so weit wie möglich geschont werden.

Manchmal kann durch die Einnahme von abschwellenden und entzündungshemmenden Medikamenten eine Besserung erzielt werden. Wenn die Entzündung durch Bakterien verursacht wurde, erfolgt zusätzlich eine Therapie mit Antibiotika.

Erfolgt durch oben genannte Massnahmen keine Besserung der Beschwerden, oder besteht die Lähmung schon zu lange, so dass die Muskeln sich bereits zurückgebildet haben, kann ein operativer Eingriff helfen. Hierbei ist das Ziel, die betroffene Stimmlippe der Gesunden soweit anzunähern, dass eine Stimmbildung erfolgen und die Heiserkeit vermindert werden kann. Dies erreicht man mit dem Einbringen eines Knochen- oder Knorpelspans in die gelähmte Stimmlippe, wodurch die Stimmritze verengt wird.

Bei der beidseitigen Kehlkopflähmung entsteht im Verlauf der Erkrankung meist eine akute Atemnot. In diesen Fällen wird ein Luftröhrenschnitt von aussen notwendig, der in der Fachsprache Tracheotomie genannt wird. Dabei wird von aussen eine Kanüle in die Luftröhre eingesetzt, um die Atemwege offen zu halten und damit eine ausreichende Atmung zu gewährleisten. Diese Kanüle dient auch als so genannte Sprechkanüle.

Besteht die beidseitige Lähmung schon länger als ein Jahr, muss davon ausgegangen werden, dass die Nervenfunktion trotz guter Therapie nicht mehr wiederkehrt. Es steht nun die Sicherung der Atmung, das heisst die Erweiterung der Stimmritze, im Vordergrund. Hierbei wird durch eine Operation entweder ein Teil der Stimmlippe entfernt, oder sie wird zur Seite gezogen und dort befestigt. Dies hat zur Folge, dass die Atmung besser, die Stimme aber auf jeden Fall

Autor/in:Jutta Manke, Ärztin
Editor/in:Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt
Keywords:Kehlkopflähmung, gelähmtes Stimmband, Nervus laryngeus recurrens, pfeifendes Atemgräusch, Schluckstörungen, Stimmbänder, Stimmlippen, Flimmerepithel
ICD-10:J38.0
Zuletzt geändert:04.11.2016Zum Seitenanfang
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